Boutonnière - die Zierde des Herrn
Die Ansteckblume, Knopflochblume oder auch Boutonnière im Knopfloch des Herrn zeugt von der Stilsicherheit und dem maskulinen Selbstbewusstsein ihres Trägers. Hierbei geht es um Eleganz und persönliche Ausstrahlung. Die Möglichkeiten zum Tragen der Knopflochblume sind vielfältig und an berühmten Vorbildern mangelt es nicht. Unter ihnen der Duke of Windsor, Prince Charles (inzwischen König Charles III.), Prinz Bernhard der Niederlande, Cary Grant, Fred Astaire, Adolphe Menjou, Sean Connery - um nur einige illustre Träger schöner Knopflochblumen aus Gegenwart und Vergangenheit zu nennen.
Außerordentlich elegant: die weiße Gardenie im Knopfloch
Der Begriff Ansteckblume (manchmal auch „lapel pin“) deutet schon auf ein kleines, wichtiges Detail hin: Alles was angesteckt wird, macht ein Loch in das Revers. Sicherheitsnadeln, metallene Pins, Klammern und Haken sollen dafür sorgen, dass die Boutonnière ihre schmückende Aufgabe erfüllt. Gerade jene oft von Floristen, Bastelfreunden und Brautmodengeschäften angebotenen kleinen Blumensträuße für den Bräutigam beanspruchen den guten Anzug und die Nerven am Tag der Hochzeit über die Maßen. Eine dünne Nadel, das Gewicht des Sträußchen und die Erdanziehungskraft wirken auf erschreckende und wenig überraschende Art zusammen.
Berlin: Maximilian Mogg mit weißer Nelke und Fernweh
Egal ob Kunstblume im Knopfloch oder frisches Sträußchen (hierzu weiter unten ein paar Worte), alles erscheint doch ein wenig viel am schönsten Tag des Lebens. Hier ist weniger mehr und, mit Verlaub, diese überladenen Sträußchen mit gelegentlichen Bändern, Perlen oder gar noch anderem Zierrat verschnörkelt, wirken ein wenig provinziell. Lassen Sie das! Geschichtlicher Hinweis: Bereits zur Zeit der Französischen Revolution trugen adlige Herren auf dem Weg zum Schafott als Zeichen ihrer Unerschrockenheit eine einzelne Boutonnière, genauer eine rote Nelke, im Knopfloch, aber man sollte hierüber nicht den Kopf verlieren.
Von frischen Blumen im Knopfloch
Unverzichtbar: Black Tie und die weiße Nelke im Knopfloch
Frische Blumen im Knopfloch - das ist eine schöne und individuelle Sache. Zu beachten gilt hier, dass die Blume im allgemeinen Wasser benötigt. Manche Knopflochblumen halten eine Weile, so auch der Klassiker, die rote oder weiße Nelke. Aber auch die beste Blume macht irgendwann schlapp. Um die Lebensdauer im Knopfloch zu verlängern werden unterschiedliche Knopflochvasen angeboten. Oft in Form von Röhrchen, die per Nadel oder Klammer befestigt werden und den Stengel mit etwas Wasser versorgen.
Die Boutonnière zum Smoking (Black Tie) ist ein unverzichtbarer Klassiker wenn es festlich wird. Hier im Bild: unsere weiße Seidenrose.
Die meisten angebotenen Modelle sehen nicht schön aus, manche albern und die wenigsten sind wirklich praktisch. Auch kleine Glasröhrchen, die als Tischvasen zum Hinlegen angeboten werden, sind im Knopfloch getragen (das wird gelegentlich empfohlen) unbrauchbar. Bedenken Sie auch in jedem Fall, dass eine natürliche Knopflochblume nach oben in Richtung Sonne gewachsen ist, am Revers befestigt, aber das Gegenüber frontal bezaubern soll.
Frühling in Island: Hier im Bild trägt Jakob Karlsson im Knopfloch seines Vintage-Anzugs unsere in Sachsen handgefertigte mittelblaue Boutonnière Kornblume.
Das Biegen der Reversblüte geht nicht immer gut; viele Knopflochblumen haben somit einen unschönen Sitz und erzielen längst nicht die beabsichtigte Wirkung. Außerdem ist es ratsam an der Rückseite des Revers einen Steg anzunähen, der den Stengel in Position hält. Alternative: seidene Reversblumen, die täuschend echt wirken und sich passend biegen lassen. Hier im Bild: Maximilian Mogg mit weißem Pfau und weißer Knopflochnelke.
Hercule Poirot und die silberne Knopflochvase
Biegsame Schlaufe: so werden unsere Boutonnières befestigt
Serienfans ist es aufgefallen: Der belgische Detektiv Hercule Poirot trägt in der beeindruckenden TV-Serie stets eine kleine silberne Vase am Revers. Darin ein sehr kleines frisches Blümchen. Das ist schön, ein Schmuckstück und sehr ausgefallen. Achtung: Es kommt eine Nadel zum Einsatz. Diese silbernen Knopflochvasen kommen in ihrem Ursprung aus dem viktorianischen England und nennen sich „Tussie Mussie“. Googeln Sie das mal! Oft sind die Vasen ähnlich einem kleinen Eishörnchen geformt, selten so flach wie bei Poirot. Man drückt vorsichtig mit einem Holzstäbchen etwas feuchtes (Bastel-) Moos hinein und befestigt die Blüte. Das sieht gut aus und wirkt lebensverlängernd für die natürliche Boutonnière. Die originale Knopflochvase von David Suchet aka Hercule Poirot hat übrigens der neuseeländische Schmuckdesigner Gavan Riley speziell für die Serie hergestellt. Sie heißt "Amphora".
Grundvoraussetzung: das Knopfloch
Ohne geht's nicht: so ein Knopfloch lässt sich auch nachträglich anbringen
Viele Jacketts, die von der Stange gekauft sind, haben ein geschlossenes Knopfloch. Im Prinzip eine Attrappe, ein verflixt zugenähtes Ding, das aber jede Änderungsschneiderei für Sie öffnen wird. Die wohl schönste Alternative: Lassen Sie sich Ihre Anzüge vom Schneider nähen. Ein schönes Detail ist dann das so genannte handgenähte Milanese-Knopfloch, bei dem ein Faden mit eingenäht wird, der so eine feine und stabilisierende Wulst rund ums Knopfloch erzeugt. Das ist dann deutlich belastbarer beim regelmäßigen Tragen von Knopflochblumen und sieht enorm gut aus.
Glücklich verheiratet in Paris - natürlich mit Boutonnière am Dinner Jacket. Hier: Sean Sim mit unserer roten Kamelie.
Wie dann die Blume ins Knopfloch kommt, alles über die Geschichte der Boutonnière, berühmte Träger und stilvolle Anwendung der dekorativen Blüten beschreibt Umberto Angeloni (Brioni) in seinem Standardwerk "The Boutonnière - Style in One's lapel". Unterhaltsam, sachkundig und amüsant geschrieben sowie reichhaltig illustriert.
Aus Seide: Häkelblume oder Seiden-Boutonnière?
Delft: Meneer Bom mit verschiedenen Interpretationen von Rot (darunter unsere aus Seide gefertigte rote Rose).
Hierzu fehlen uns die Worte: Es gibt sicherlich vereinzelt schöne, kultige Knopflochblumen aus Omas Strick- oder Häkelnadel, aber diese sind den eher rustikalen Anlässen vorbehalten. Kleine „Knödel“ aus Stoff zu einer Art Blüte geformt sind verzichtbar. Modelle aus Holz und Plastik kommen gelegentlich vor. Das lassen wir unkommentiert.
Stets ein sartoriales Vorbild: Prinz Bernhard der Niederlande mit seinem Markenzeichen, der allmorgendlich bereit gelegten frischen weißen Nelke im Knopfloch.
Ein veritabler Ersatz für die kurzlebige Blume aus der Natur ist allerdings die seidene Boutonnière. Da gibt es eine alte Tradition der Handfertigung in Sachsen: Seit 1834 werden hier täuschend echte Reversblüten von Hand aus Seide gefertigt. Alle mit einer seidenumwickelten Drahtschlaufe als Stengel. So ist ein natürlicher Halt im Knopfloch gewährleistet.
Art Déco trifft Handarbeit aus Sachsen: der britische Bandleader Alex Mendham mit Frack (White Tie) und unserer weißen Nelke im Knopfloch. Mehr über Alex Mendham hier.
Mehr über die seidenen Boutonnières aus sächsischer Traditionsfertigung, ihre Geschichte und traditionelle Herstellungsweise erfahren Sie auf unserer Übersichtsseite. Hier stellen wir Ihnen auch unsere stetig wachsende Kollektion schöner Knopflochblumen aus Seide vor. Zu schade, um allein zur Hochzeit oder bei einer so genannten "besonderen Gelegenheit" getragen zu werden. Die Knopflochblume sollte wieder den sartorialen Alltag des Herrn erobern und verschönern.
Autor: Andreas Thenhaus
Fotos: Maximilian Mogg, Joost Bom, Lars Koel, Herr von Welt, Sean Sim, Tessa Camille L., Alex Mendham, Roger Robles Photography, Nationaal Archief, Fotocollectie RVD, Koninklijk Huis, Jakob Karlsson
Boutonnière - die Knopflochblume im Nahbereich